Kommunikation auf Segelyachten

...oder wie wir auf einem Segeltörn Kontakt mit der Welt halten

In Küstennähe

Wenn und solange wir uns, z.B. auf einem Segltörn im Mittelmeer, in Küstennähe aufhalten, ist alles ganz einfach.

UKW

Wenn wir mit der Marina, der Tankstelle, der Küstenwache sprechen wollen, nutzen wir das UKW-Funkgerät. Egal, wo man heutzutage eine Yacht chartert - UKW gehört zum Ausrüstungsstandard. Die Arbeitskanäle sind in den Revierhandbüchern veröffentlicht, die Bedienung der Geräte ist denkbar einfach.

Die Geräte verfügen über DSC und eine Distress-Taste zum Aussenden eines Notalarms und die Reichweite liegt bei ca. 20-25 sm.

Mobilfunk

Alles weitere lässt sich mehr oder weniger problemlos mit dem Handy erledigen. Seit Mitte 2017 sind innerhalb Europas die Roaminggebühren abgeschafft, sodass wir auch auf einem Segeltörn im europäischen Ausland nach Herzenslust telefonieren und im Internet surfen können, ganz so wie zu Hause. Lange vorbei sind die Zeiten, in denen man für sündhaft teure Gebühren über eine Küstenfunkstelle telefonieren musste. Mittlerweile bieten die Provider sogar echte Flatrates an, bei denen das Datenvolumen überhaupt nicht mehr beschränkt ist, und das unter 100 Euro im Monat. So lässt sich auch umfassendes "Boat-office" gut realisieren.

Anders ist das schon in der Karibik (mit Ausnahme von z.B. Martinique) oder auf den Kapverden. Dort gilt das EU-Roaming nicht und die Roaminggebühren sind horrend. Allerdings lässt sich meist unproblematisch beim ersten Landgang (oder beim Mitsegeln auf einem Chartertörn am Anreisetag) eine Prepaid-Karte beschaffen, die die Bordkasse nur gering belastet und zumindest den Internetzugang sicher stellt. Auf den Kapverden z.B. bekamen wir 2016 eine Karte mit 10 GB für unter 20 Euro. In der Karibik waren es Anfang 2018 immer noch 1 Gb für ca. 15 Euro.

Mit einem kleinen Mobilfunkrouter kann man die aus der Bordkasse bezahlte Sim-Karte dann allen Teilnehmern des Segeltörns über WLAN zur Verfügung stellen.

WLAN

Viele Marinas, Restaurants, Bars etc. bieten ihren Gästen heute kostenloses WLAN, mit dem man schnell und problemlos im Internet surfen kann. Oft reicht das Signal in der Marina bis zum Steg, sodass man es auf der Segelyacht nutzen kann.

Allerdings ist hier eine gewisse Vorsicht angezeigt. Moderne Smartphones weisen leider immer wieder Sicherheitslücken auf, die von Angreifern insbesondere dann genutzt werden können, wenn man sich mit seinem Gerät direkt und ohne Firewall in eine fremdes Wlan einloggt.

Auch hier können die oben erwähnten Mobilfunkrouter weiterhelfen. Viele der Geräte können nämlich auch als WLAN-Repeater arbeiten. Dabei verbindet sich nur der Router direkt mit dem offenen (und unsicheren) WLAN. Die Mitsegler verbinden sich dann mit dem internen WLAN des Routers und können so auf das Internet zugreifen, sind aber gleichzeitig durch die NAT / Firewall-Funktion des Routers vor direkten Angriffen aus dem offenen WLAN geschützt.

Auf unserer Yacht haben wir einen leistungsfähigen Router mit hochwertiger Antenne im Mast, der uns auch bei schwächeren Signalen, wenn wir evtl. etwas weiter draußen in der Ankerbucht liegen, noch Internetzugriff ermöglicht.

Und weiter weg...

Ganz anders sieht die Welt aus, wenn wir uns mit unserer Segelyacht, z.B. auf einem Hochseetörn (aber auch schon auf den Kanaren oder Kapverden auf dem Weg von einer Insel zur anderen), weiter von der Küste entfernen.

was bedeutet "weiter"?

  • Beim WLAN sind das einige 10 bis max. wenige 100 Meter vom Accesspoint. WLAN geht also nur in der Marina oder evtl. in einer Ankerbucht, wenn direkt am Ufer eine Bar mit einer starken Antenne steht.
  • Beim Mobilfunk schwanken die Reichweiten stark. Manchmal hat man schon in der Ankerbucht keinen Empfang, manchmal klappt es auch noch in 10  sm Entfernung von der Küste. Das ist stark von der Landschaft und von der Beschaffenheit der Basisstationen abhängig.
  • Die Reichweite eines UKW-Funkgeräts, das (in Verbindung mit einer vernünftigen Antenne im Masttop der Segelyacht) sauber installiert wurde, liegt bei ca. 25 sm.

Danach aber ist mit diesen Technologien Schluss und wir brauchen Alternativen. Spätestens wenn wir auf einem Segltörn über den Atlantik oder aber auch nur vom Mittelmeer zu den Kanaren oder nach Madeira nicht völlig von der Außenwelt abgeschnitten sein möchten, müssen wir uns mit

  • Satellitenfunk und/oder
  • Kurzwelle

auseinandersetzen. Wie sich gleich zeigen wird, haben beide Systeme nebeneinander ihre Daseinsberechtigung.

Satellitenfunk: einfach, sicher - und teuer

Pionier dieser Technik war die Firma Inmarsat, die auch heute noch im marinen Bereich Marktführer ist. Mittlerweile sind aber weitere Anbieter, wie z.B. Iridium, dazu gekommen.

Inmarsat ist jedoch als einziger Anbieter in das GMDSS, das weltweite Not- und Sicherheitsfunksystem eingebunden und somit, zumindest wenn es um Überlegungen der Sicherheit geht, nach wie vor das Mittel der Wahl auf einem Hochsee-Segeltörn.

Bei Inmarsat gab und gibt es eine Fülle verschiedener Systeme. Davon sind für eine Segelyacht aktuell 3 interessant:

Name Beschreibung Preise

Inmarsat C

Inmarsat mini C

Kleine Geräte mit omnidirektionaler Antenne (nicht viel größer als eine Coladose), die nicht nachgeführt werden muss. Ideal zur Montage am Heckkorb einer Segelyacht

Geeignet zum Empfang von EGC (enhanced group call, über diesen Dienst werden kostenfrei Wetter- und Sicherheitsmeldungen verbreitet).

Versand und Emfpang von Daten in kleinen Päckchen zu 60 byte. Reicht für Positionsreports, sehr kurze E-Mails u.ä. Reiner Datendienst, keine Telefonie

Bestandteil des GMDSS, kann mit Distress-Taste ausgerüstet werden und versendet dann auf Knopfdruck Notmeldung mit exakter Positionsangabe (GPS-Empfänger ist in jedem Gerät enthalten). Im Gegensatz zur EPIRB kann man hier aber, wenn die Zeit bleibt, noch über das Terminal Details zur Notsituation erfassen und versenden.

Geräte ab ca. 1000 EUR

Aktivierung einmalig 50-350 EUR

Monatlich 20-50 EUR

Datenpaket zu 60 byte(!) 0,20 EUR

Inmarsat
fleet one

Vollwertiger Daten-und Telefoniedienst

Geräte sind mit selbstnachführender Antenne ausgestattet. Antennenmaße ab ca. 30x25 cm, 4 kg. Datendurchsatz bis ca. 100 kBit/s

Dies sind die halbkugelförmigen "Antennendome", die man oft auf größeren Yachten sieht.

Gerät ab ca. 6.000 EUR

Aktivierung ca. 100 EUR einmalig

Monatsgebühr 150 EUR

1MB Daten 12-20 EUR

Inmarsat Isatphone

Das "normale" Inmarsat-Handy

Bietet Telefonie und Datenübertragung bis 2,4 kbit/s.

Antenne muss auf Satelliten gerichtet werden, daher auf einem Segeltörn - insbesondere auf See bei weniger gutem Wetter - eine "wackelige" Angelegenheit, vor allem für die Datenübertragung.

Geräte ab 600 EUR

Aktivierung 100 EUR

Gesprächsminute 1 EUR (zum Festnetz)

1MB Daten ca 5 EUR

SMS-Empfang kostenlos!

Fazit: Inmarsat C ist aus Sicherheitsgründen bei Segeltörns fernab der Küsten ein "Muß" und erfüllt gleichzeitig die Forderung der BG Verkehr nach einer Empfangsmöglichkeit für SafetyNet-Meldungen.

Fleet one ist der Mercedes, aber eben auch teuer. (Nicht nur in der Anschaffung, sondern auch laufend für das Datenvolumen).

Kurzwelle

bereits am 12. Dezember 1901 gelang es Guglielmo Marconi, mit Hilfe von Kurzwellen eine erste Funkbotschaft über den Atlantik zu senden. Bis zur Einführung von Inmarsat 1982 (und unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten noch lange darüber hinaus) waren Kurzwellen die einzige Möglichkeit, drahtlos weitere Strecken zu überbrücken.

In der Berufsschiffahrt hat die Bedeutung der Kurzwelle seit Einführung der Satellitenkommunikation stark nachgelassen. Auf Segelyachten hingegen, zumindest im Hochseebereich, ist Kurzwelle nach wie vor hochinteressant.

Zwar wird man auf der Yacht, die man in Kroatien chartert, kaum einen Kurzwellensender finden. Er ist dort, in Küstennähe, nicht nötig, zudem erfordert die Bedienung einiges an Wissen und zu guter Letzt verfügt kaum ein Charterer über die notwendigen Lizenzen. Auf Eigneryachten hingegen, die regelmäßig fernab der Küsten unterwegs sind, ist Kurzwelle nach wie vor häufig anzutreffen. So auch auf unserer Yacht.

Grundsätzlich muß man beim Kurzwellenfunk unterscheiden zwischen

  • Amateurfunk
  • Seefunk

Technisch gesehen gibt es zwischen den beiden Varianten keinen Unterschied. Rechtlich und hinsichtlich der Anwendung aber schon. Eine Tabelle mag die Unterschiede verdeutlichen:

  Amateurfunk Seefunk
Frequenzen Amateurfunkbänder Seefunkbänder
Geräte Amateurfunkgeräte, keine Zulassung erforderlich, lizensierte Funkamateure dürfen ihre Geräte selbst bauen und modifizieren. Kommerzielle Geräte ab ca. 1.000 EUR + ca. 1.000 EUR für Antenne etc. Seefunkgeräte mit amtlicher Zulassung. Preise ab ca. 8.000 (!!!) EUR + ca. 1.000 EUR für Antenne etc.
Lizenz Amateurfunklizenz (Um auf allen Amateurfunkfrequenzen senden zu dürfen und so keinen Einschränkungen unterworfen zu sein ist die Lizenz der Klasse A erforderlich.) Der Erwerb ist etwas aufwändiger, fundierte Technikkenntnisse sind gefragt.

LRC (long range certificate) auf Yachten

GOC (general operator's certificate) in der Berufsschiffahrt

Zweck

Der Amateurfunkdienst ist, wie schon der Name sagt, zur Freizeitgestaltung der Funkamateure und für die Völkerverständigung da. Kommerzielle Nutzung und "die Übermittlung von Nachrichten, die nicht den Amateurfunk betreffen an und für Dritte" sind verboten. Wo da allerdings genau die Grenzen sind, darüber streiten sich die Geister. Der Graubereich ist riesig.
Es gibt regelmäßige "Plauderrunden", in denen sich Langfahrtsegler über vielfältige Themen rund um ihre Segeltörns austauschen und aus denen man eine Menge interessanter und wichtiger Informationen ziehen kann.

Abwicklung von Funkverkehr der die Seefahrt betrifft. Ist in Verbindung mit DSC-Controllern Bestandteil des GMDSS.

Funkärztliche Beratung (zunehmend problematisch, da es kaum noch KW-Küstenfunkstellen gibt)

 

E-Mail

Ja, über Winlink mit PACTOR oder Winmor / ARDOP.

Der Dienst wird von Funkamateuren betrieben und ist kostenfrei. Rechtliche Beschränkungen: siehe oben.

Pactor-Modem ca. 1.400 EUR

Ja, z.B. über den Dienst SailMail. Dies ist ein halbkommerzieller Dienst, kostet ca. 275$ pro Jahr. Für die Nutzung ist aber (rein rechtlich gesehen) eine sündhaft teure, zugelassene KW-Seefunkanlage notwendig.

Pactor-Modem ca. 1.400 EUR

Wetterfax Wetterfaxe werden auf Seefunkfrequenzen gesendt, aber wir können sie auch (ganz legal) mit dem Amateurfunkgerät empfangen. Sie stellen eine gute Möglichkeit dar, sich auf längeren Törns einen Überblick über die Gesamtwetterlage zu verschaffen.

Neben dem eigentlichen Funkgerät, das (Amateurfunk) für ca. 1.000 EUR zu haben ist und der notwendigen Stromversorgung (Im Sendebetrieb zieht das Funkgerät locker 20 Ampere) brauchen wir für ein Kurzwellen-Funkgerät ein Antennenanpassgerät und eine ziemlich lange Antenne. Auf einer Segelyacht eignet sich hierfür hervorragend das Achterstag. Damit man es als Antenne nutzen kann, muss es allerdings isoliert sein, d.h. es müssen Isolatoren - meist aus Porzellan - eingebaut werden. Dazu wird das Achterstag ca. 1m unter dem Masttop getrennt, die beiden Enden durch einen Isolator gefädelt und Terminals aufgewalzt. Am unteren Ende kann - je nach Konstruktion - der Übergang zur Hahnepot als Isolator genutzt werden.

Zudem benötigen wir - und das wird oft unterschätzt, wodurch viele Segler Probleme mit ihrer KW-Anlage haben - eine gute Erdung. Zu diesem Thema findet man viele Abhandlungen im Internet und man tut gut daran, sich intensiv damit zu beschäftigen.

Zu guter Letzt ist für den Betrieb eines KW-Funkgerätes die entsprechende Funklizenz erforderlich (LRC für Seefunk, Amateurfunklizenz für Amateurfunk - unser Skipper hat beide).

Dann aber können wir mit dem KW-Funkgerät von unserer Yacht aus weltweit kommunizieren, ohne dass es uns einen einzigen Cent kosten würde. Egal, ob wir gerade den Atlantik überqueren, auf dem Weg von Madeira zu den Kanaren und weiter zu den Kapverden sind oder in der Karibik von Insel zu Insel segeln. Sowohl in Telefonie als auch in Morsen (wer's kann) und per e-mail. So können wir auch auf langen Segelreisen "in touch" bleiben, uns informieren, unsere Lieben auf dem Laufenden halten, wo wir gerade sind etc.