7.8.2022-... 2022 Ostsee rund Sjælland und Fyn Karte
Seit Sonntag, dem 7.8. sind wir wieder unterwegs auf der Ostsee.
Wir wollen versuchen, Euch täglich hier mit Bildern und Berichten auf dem Laufenden zu halten.
Der Plan ist, mit etwas längeren Tagesschlägen nach Schweden hochzusegeln und dabei natürlich auch ein paar Dänische Häfen, die wir noch nicht kennen, mitzunehmen.
Samstag, 6.8.2022 - einkaufen
Thomas war von Mittwoch bis Freitag noch mit der Bahn nach Köln gefahren, um Post zu erledigen. Um 01:00 Uhr morgens (mit 2 Stunden Verspätung) trudelt er in Wackerballig ein. Trotzdem stehen wir am Samstag relativ früh auf, denn wir wollen ja einkaufen und dann los...Da unser Segeltörn uns nach Schweden führen soll, muss unter anderem eine schwedische Gastlandflagge her. Also machen wir uns auf zu "Bootsmann Baum", einem Laden mit Segelzubehör in Gelting. Es kommt, wie es kommen muss... wir quatschen uns mit dem Inhaber fest und kommen erst anderthalb Stunden später wieder dort weg. Dann noch schnell zu Aldi und Edeka, um Proviant einzukaufen, ein Abstecher zum Baumarkt und damit ist das Vorhaben, heute schon loszusegeln, ad acta gelegt.
Sonntag, 7.8.2022 - Wackerballig - Ankerplatz vor Marstal
Nach einem gemütlichen Frühstück werfen wir um 12:30 die Leinen los. Beim 'Rausfahren sehen wir, dass wir natürlich vergessen haben, die Tafel auf grün zu stellen - da ist wohl ein kleinlauter Anruf bei Jenny, der Hafenmeisterin, fällig.
In der Geltinger Bucht begrüßt uns ein frischer Nordwest. Wir setzen Vollzeug und rauschen mit 8 Knoten am Wind Richtung Leuchtturm. Der Verkehr ist dicht. Es ist Sonntagnachmittag, sodass uns jede Menge einlaufende Fahrzeuge entgegen kommen.
Nach dem Runden des Leuchtturms wird der Wind immer weniger. Teils raumschots, teils im Schmetterling geht es Richtung Marstal. Um 16:50 ist der Wind völlig eingeschlafen, sodass wir die Segel bergen und den Rest wohl oder übel motoren.
Ca 2 Meilen südwestlich von Marstal werfen wir gegen 18:35 den Anker.
Montag, 8.8.2022 - Hafentag in Marstal
Viel Wind gibt es heute nicht, es ist auch nicht mehr angesagt und so beschließen wir nach einem leckeren Frühstück und einem geruhsamen Vormittag am Anker, einen Hafentag in Marstal einzulegen.
Als wir gegen 12:30 den Hafen erreichen, ist er rappelvoll. "Nordic round", eine niederländische geführte Segeltour rund Dänemark, macht Station in Marstal. Aber wir haben Glück und können an einem Großsegler längsseits gehen. Einziger Wermutstropfen: Der Großsegler muß morgen nach Rostock und will um 8 Uhr auslaufen.
Nachdem wir fest sind, wuchten wir unsere Fahrräder an Deck (derzeit sind sie im Salon festgeschnallt, später werden sie ein Fach im noch zu bauenden Sideboard bekommen) und klappen sie auf. Da wir die Räder vor ca. einem Jahr zum letzten Mal benutzt haben, heißt es erstmal "pumpen, pumpen, pumpen" - leider haben wir nur eine Luftpumpe in Handtaschengröße.
Nach einem Abstecher zu den Badehäuschen in Marstal radeln wir - meist auf Nebenstraßen - nach Ærøskøbing. Dort angekommen, meldet sich der Hunger und wir kommen am Duft der Räucherfischbude am Hafen einfach nicht vorbei, genehmigen uns geräucherte Makrele und Forelle mit Kartoffelsalat, dazu gibt es hausgemachten Apfelmost. Sehr lecker! Auch das Dörfchen mit seinen alten Fachwerkhäusern ist sehenswert. Wer über Fahrräder verfügt, dem ist der Ausflug nach Ærøskøbing absolut zu empfehlen. Wer nicht, so wie wir, "tiefgangbehindert" ist, kann natürlich auch direkt mit der Yacht im dortigen Hafen unterkommen.
Abends in Marstal gibt es dann noch einiges an Halligalli. Schräg gegenüber liegt die "Seute Deern" mit einer bierseligen Männertruppe. Und auf der Pier, nur wenige Meter von uns entfernt, halten die Teilnehmer der "Nordic round" ein Meeting ab und bekräftigen jeden Redebeitrag mit der Vuvuzela.
Dienstag, 9.8.2022 - Südspitze Langeland
Gegen 8 Uhr werfen wir in Marstal (ungefrühstückt) die Leinen los, da der Großsegler, an dem wir längsseits liegen, auslaufen will. Im Flachwasserbereich südöstlich des Hafens werfen wir kurze Zeit später den Anker, um das versäumte Frühstück nachzuholen.
Um 10 Uhr lichten wir den Anker und und setzen kurz darauf bei knapp 2 bft den Gennaker. Es dauert ein wenig, bis wir die riesige Blase zufriedenstellend getrimmt haben, aber dann zieht er für das bisschen Wind, das weht, ganz ordentlich.
Gegen 12:30 verlässt uns der Wind völlig, aber immerhin haben wir in den 2:30 Stunden rund 10 sm zurückgelegt - ganz respektabel für den wenigen Wind.
Um 13 Uhr ankern wir vor der Südspitze von Langeland. Beim Einfahren mag der Anker nicht so richtig fassen, er slippt immer wieder ein wenig. Da aber kein Wind weht, auch keiner angesagt ist und wir hier in der Ostsee auch nicht mit nennenswerten Tidenströmen rechnen müssen, werfen wir unsere eigentlich ehernen Grundsätze für heute über Bord, stecken alles an Kette, was wir haben und lassen fünfe gerade sein.
Mittwoch, 10.8.2022 - Chillen, Ententeich und whale watching
Heute ist absoluter Ententeich und wir (ver)gammeln den Vor- und frühen Nachmittag am Anker. Muss auch mal sein, schließlich ist ja Urlaub. Wir baden (nur kurz, das Wasser ist doch recht kalt) und Daniela macht eine Tour mit dem SUP.
Das Warten auf Wind erweist sich als absolut aussichtslos (wie vorhergesagt) und da wir aufgrund der begrenzten Urlaubszeit doch weiterkommen wollen, lichten wir um 15:00 Uhr den Anker und motoren bei absoluter Windstille gen Osten.
Auf dem Weg sehen wir immer wieder Schweinswale. Heute, wo es keinerlei Meeresrauschen gibt, kann man sie beim Auftauchen sogar atmen hören. Leider sind sie immer so schnell wieder weg, dass uns keine brauchbaren Fotos gelingen.
Nach knapp 3 Stunden Motorgetucker werfen wir an der Westspitze von Lolland den Anker. Beim Ankern gibt es noch eine Schrecksekunde: Die Kappe / Mutter, welche die Kettennuss hält, dreht sich plötzlich los und fällt ab. Eigentlich müsste damit auch die Bremse los sein und der Anker ausrauschen, tut er aber nicht. Vermutlich über Jahre hinweg festgegammelt. Hier kein Problem, aber im Mittelmeer, insbesondere in Griechenland, werden wir die Bremse brauchen. Ein weiterer Punkt auf unserer ToDo-Liste: Ankerwinsch überholen.
Beim Abendlichen "was gibt es heute" stoßen wir in unserer Gemüse-Bilge auf ein Netz mit kleinen Bauerngurken, die schon langsam gelblich werden und dringend verbraucht werden müssen. Ein paar Kartoffeln geschält, gewürfelt und vorgekocht, die Gurken mit Zwiebeln und Speckwürfeln in der Pfanne geschmort, Kräuter dazu, das ganze im Topf mit etwas Milch verfeinert - fertig ist der sehr leckere Gurkeneintopf.
Donnerstag, 11.8.2022 - Die Windparks vor Gedser
Gegen 11:30 kommt ein wenig Wind auf, wir lichten den Anker und setzen kurze Zeit später Vollzeug. Wir wollen weiter Richtung Gedser, Generalkurs 120°. Der Wind kommt aus Ost, bisweilen eher etwas südlicher, es ist also kreuzen angesagt.
Vor Rødbyhavn gibt es diverse Sperrgebiete im Zusammenhang mit den Tunnelbauarbeiten für den neuen Fehmarnsundtunnel, der künftig Fehmarn und Dänemark verbinden soll. Auf eins davon laufen wir zu und wenden erst ca. 2 kbl., bevor wir es erreicht haben. Plötzlich rast ein Hochgeschwindigkeits-Katamaran mit furchterregender Geschwindigkeit auf uns zu, bremst kurz hinter uns ab, betätigt seine Sirene und gibt uns mit Zeichen zu verstehen, dass wir ans Funkgerät gehen sollen. Einer von uns muss das Ding wohl versehentlich leise gedreht haben. Ich stürze den Niedergang 'runter und werde dann von dem Boot direkt mit "Segelyacht Kurs270" gerufen. "Wollen Sie nach Rødby oder weiter die Küste entlang?" Ich antworte, dass wir Richtung Gedser untwerwegs sind. "Sind Ihnen die Sperrgebiete vor Rødby bekannt?" Ich: "Ja, die sind ja in der Karte eingezeichnet" Er: "Ja, und mit gelben Tonnen markiert. Ich wünsche Ihnen noch eine gute Weiterfahrt" und weg sind sie.
Merke: Wenn das Funkgerät längere Zeit keinen Mucks macht, ist was faul. Das ganze wird uns jetzt aber doch etwas unheimlich und wir rufen Fehmarnbelt Traffic, um unseren weiteren Kurs abzuklären.
Schon bald kann man sehen, dass Dänemark in Sachen Windenergie auf einem vorbildlichen Stand ist - ein riesiger Windpark kommt in Sicht. Nach kurzer Diskussion entschließen wir uns, seewärts des Windparks zu passieren, da die Kreuzerei in dem Flachwassergebiet zwischen Windpark und Küste uns doch ein wenig heikel erscheint.
Der erste Windpark erstreckt sich über 6,5 sm. Nachdem wir ihn kreuzend passiert haben, ist es bereits nach 19 Uhr und wir nutzen die Lücke zum nächsten Windpark, um auf die Küste zuzulaufen und gegen 20:30 auf knapp 5 Metern Wassertiefe zu ankern. Der Anker ruckt bereits nach ca. 10 Metern Kette heftig ein, hoffentlich haben wir uns da nichts eingefangen...
Freitag, 12.8.2022 - Gedser - Klintholm
Gegen 09:30 lichten wir den Anker - und müssen entgegen unseren Befürchtungen nicht tauchen gehen. Den Stein, der Daniela vom Herzen fällt, kann man allerdings deutlich plumpsen hören.
Der Wind, der zu Beginn mit ca. 3 bft aus Osten bläst, nimmt im Laufe des Tages noch zu und ist etwas rechtdrehend, sodass wir die letzten Stunden gar nicht mehr kreuzen müssen und mit 8-9 kts unserem Ziel entgegenrauschen. Weil es so gut läuft, entschließen wir uns, dass das Ziel Klintholm sein soll. Wenn man die Kreuzschläge mitrechnet, ergibt sich so eine respektable Tagesstrecke von 70 sm.
Als das Ziel Klintholm realistisch erscheint, rufen wir dort an und erfahren, dass für ein Boot unserer Größe nur der Fischereihafen in Frage kommt. Dort angekommen sind alle Plätze am Kai belegt und wir gehen an einer Weltumsegler-Eigenbau-Blauwasser-Stahlyacht längsseits. Die Eigner sind nicht da, aber die Crew eines kleineren Katamarans, der direkt daneben liegt, hilft uns beim Anlegen.
Nach einem Anlegeschluck an Bord und einem ausgedehnten Schwätzchen mit dem Nachbarn bekommen wir so gerade und eben noch auf dem Sommer-Streetfood-Markt von Klintholm sehr leckere Rippchen - kurz bevor dort die Ladenklappen runtergehen.
Eigentlich hätten wir zum Nachtisch gerne noch eine hochkalorische Eistüte genossen, aber das Eisbüdchen macht schon zu, während wir noch mit unseren Rippchen beschäftigt sind. Und eigentlich ist das auch gut so...
Samstag, 13.8.2022 - Hafentag in Klintholm
Da es heute nur wenig Wind gibt, beschließen wir, einen Hafentag einzulegen. Dieser beginnt mit einer "eingehenden Beratung" durch unseren dänischen Nachbarn, der im Gegensatz zu uns gar kein Problem damit hat, dass es an unserem Liegeplatz kein Frischwasser gibt - er hat Wassertanks mit schlappen 2.000 Litern Fassungsvermögen.
Er gibt uns den Tipp, "Møns Klint" zu besuchen - einen imposanten Kreidefelsen ca. 4km nordöstlich von Klintholm - warnt uns allerdings schon, dass der Weg viel auf und ab beinhaltet. Ja, auch Dänemark hat Berge.
Thomas zieht dann als erster zum Duschen los - die Duschen sind eine Enttäuschung, erst recht für die exorbitant hohen Liegegebühren von 70 Euro für die Nacht. Sie sind ziemlich verdreckt und wirken heruntergekommen.
Dafür bietet der mini Mini-Markt im Hafen leckere Brötchen und es gibt sogar frische Erdbeeren zu einem annehmbaren Preis.
Nach dem Frühstück wuppen wir die Fahrräder über das Nachbarboot an Land und machen uns auf den Weg. Die Sonne brennt und die Anstiege, die die Eiszeit hinterlassen hat, übertragen die 20-zölligen Räder spürbar auf unsere Oberschenkel. Oben angekommen, setzen wir uns erstmal auf eine Bank im Schatten, ruhen uns aus und erfrischen uns mit der mitgebrachten Wasserflasche.
Das "interaktive Museum" schenken wir uns und machen uns stattdessen an den Abstieg Richtung Strand. Eine Treppe mit gefühlt 1.000 Stufen führt uns - gemeinsam mit vielen anderen Touristen - hinunter zum Fuß des Kreidefelsens. Der Anblick ist grandios. Uns beschleicht allerdings das Gefühl, dass so einige nicht bedacht haben, dass man Stufen, die man hinabsteigt, auch wieder hinaufklettern muss...
Unten angekommen müssen wir leider erkennen, dass die Mischung aus verrottendem Tang, Kreidesediment und den Hinterlassenschaften der Wanderfalken und Schwalben ihre olfaktorischen Spuren hinterlässt und der Strand, der ohnehin nur wenige Meter breit ist und aus groben Kieseln besteht, nicht gerade zu einem längeren Aufenthalt einlädt. Die Familie, die wir auf dem Weg nach unten überholt haben, wird nicht viel Spaß mit ihren mitgebrachten Picknickkörben haben.
Wir machen uns also wieder auf den Weg nach oben - ganz schön anstrengend, jede Stufe, die wir 'runtergestiegen sind, verdreifacht sich auf wundersame Weise.
Auf dem Rückweg kommen wir an der vermutlich nördlichsten Feigenplantage der Welt vorbei und erstehen eine Schale Feigen, die sich später als überaus lecker erweisen sowie eine Glas Feigen-Orangen-Marmelade, die zusammen mit unserem geliebten Ziegenkäse ganz hervorragend mundet.
Gegen 17:00 Uhr sind wir wieder an Bord. Da es im Hafen unangenehm schwül-warm ist und um die Bordkasse zu entlasten (wir erinnern uns - 70 Euro die Nacht), werfen wir die Leinen los und suchen uns direkt westlich des Hafens einen netten Ankerplatz. Wir sind offensichtlich nicht die einzigen, die das so sehen, es liegen schon ein paar andere Boote hier.
Nach einem ausgiebigen Bad in der angenehm temperierten Ostsee genießen wir den Dorsch, denn wir morgens für einen symbolischen Preis von einem Fischer im Hafen gekauft haben - ein grandioser Tagesabschluss, der wieder einmal von einem noch grandioseren Sonnenuntergang gekrönt wird.