27.02.2021

Wir bauen uns eine Backskiste

Eine der Eigenheiten der 540 ist, dass sie keine Backskisten hat. Die sind sozusagen der komfortablen Stehhöhe in den Achterkabinen zum Opfer gefallen.

Styropor-Positivform für die Kiste

Wir waren uns sofort einig, dass die relativ kleinen Stauräume in den Steuermannssitzen (von denen einer zur Zeit auch noch die Rettungsinsel beherbergt), kein ausreichender Ersatz sind und dass hier Abhilfe geschaffen werden muss. Manche Dinge müssen auf einer Segelyacht einfach griffbereit an Deck gelagert werden.

Die großzügige Liegefläche auf dem Achterdeck ist uns da nicht so wichtig, zumal das Vordeck ebenfalls zum Sonnenbaden einlädt.

Es sollte also eine Kiste her, die den vorhandenen Platz möglichst gut ausnutzt, die richtige Höhe hat, um auch mal darauf sitzen zu können, den Zugang zur Dinghigarage und die Landstromanschlüsse frei lässt...

Intensive Recherche im Netz ergab, dass es so etwas nicht von der Stange gibt, zumal der Spiegel leicht gerundet ist und die Achterkante der Kiste sich daran anpassen sollte...

Also selber bauen! Als Material kam nur GFK in Frage. Passend zum Schiff und aus Rücksicht auf unsere Gesundheit natürlich Epoxy.

Die Baumärkte waren Corona-bedingt geschlossen, aber in Köln gibt es etwas ähnliches das unter dem Namen "Baustoffhandel" und eigentlich nur für Profis geöffnet hatte. Dort konnten wir ein Paket Styropor erstehen, aus dem dann diese Positivform entstand.

entformen

Das eigentliche Material sind ca. 12 Quadratmeter Glasfasergelege (diagonal, 800g/qm) und (zunächst) 5 Kilo Epoxy. Hier zeigte sich später, dass das doch etwas wenig war und wir nochmal 2,5 Kilo nachbestellen mussten. Das Epoxy gibt es mit verschiedenen Härtern, wir nahmen den für 28 min. Topfzeit.

Um nachher Unebenheiten ausgleichen zu können (was das Laminieren betrifft, sind wir Anfänger), haben wir noch Glasfaserschnipsel, Microballons und Thixotropierpulver mitbestellt. Damit kann man nach Belieben Grob- und Feinspachtel anrühren.

Ebenfalls wichtig: Diverse Plastikgefäße, Rührhölzer, Rollen, Pinsel...

Rollen und Pinsel sind übrigens Wegwerfartikel, ein Reinigen nach der Arbeit ist weder sinnvoll möglich noch wirtschaftlich.

Das Laminieren im Handauflegeverfahren mit (zunächst) 3 Lagen Glasgelege war nach wenigen Tagen abgeschlossen. Zu viel Zeit darf man sich zwischen den einzelnen Lagen nicht lassen, da sich diese sonst nicht richtig miteinander verbinden und man dann zwischenschleifen müsste.

Nächster Arbeitsgang: Rauspulen der Styropor-Positivform. Hier kann man Daniela in voller Aktion sehen. Hinterher ist der ganze Raum voller Styroporkügelchen.

Nach dem Entformen zeigte sich, dass die 3 Lagen doch etwas wenig waren. Wir haben daher (nach Zwischenschliff) noch diverse Verstärkungen von innen einlaminiert sowie eine komplette Extralage in den Deckel eingezogen.

Rohe Backskiste an Deck

Bei unserem nächsten Besuch in Greifswald musste die (noch rohe) Kiste dann natürlich mit, um sich mal vor Ort zu versichern, dass das auch alles so passt, wie wir es uns vorgestellt haben.

Gar nicht so einfach, das Ding an Deck zu hieven, zumal dierekt hinter uns ein anderes Boot liegt.

Es passt! Uff!!!

Dass die Buchse für die Gangway zur Hälfte verdeckt wird, ist kein Problem und war so geplant, da wir sowieso das ganze Heck noch umgestalten wollen und die Gangway dann in die Mitte wandern wird.

Deckel mit Dichtung

Eigentlich war geplant, die Dichtung für den Deckel aus Flachgummi in mehreren Lagen zusammenzukleben. Dann fiel uns ein, dass wir aus einem früheren Projekt noch ein paar Flaschen 2K-Silicon übrig hatten. Daraus wurde dann die Deckeldichtung gegossen - mit Schaumstreifen aus einer alten Yoga-Matte als Form

Lackierte Backskiste von vorne Lackierte Kiste von hinten