6.-9.10.2021 Wackerballig-Kiel

Die Saison ist zu Ende und so führt uns der letzte Segeltörn des Jahres nach Kiel ins Winterlager

Wie schon im Frühjahr bei der Suche nach einem Heimathafen waren wir auch mit der Winterlagersuche ein wenig spät dran, sind aber bei der Dick Werft in Kiel dann doch fündig geworden und haben im August den Krantermin für den 9.10. gebucht.

Das Wetter wusste lange nicht, was es machen sollte. Erst sah es nach Regen aus. Als der Termin näher rückte, drehte sich die Lage und es wurde immer wahrscheinlicher, dass wir zwar von Mittwoch bis Freitag sonniges Wetter, aber keinen Hauch Wind haben würden - also die gut 40 Meilen motoren.

Thomas hatte am Montag und Dienstag noch einen dienstlichen Termin in Hamburg. Um das angenehme mit dem nützlichen zu verbinden, hat er das Auto dann am Dienstagabend in Kiel direkt bei der Werft stehen lassen und ist mit dem Zug nach Wackerballig (na ja, nach Süderbrarup, Rest Taxi) gefahren, sodass wir uns keine Gedanken mehr über irgendwelche logistischen Klimmzüge machen mussten.

Das letzte Frühstück in Wackerballig

Sonnenaufgang in Wackerballig

Wir haben für die 3 Tage keine Mitsegler dabei, und so gibt es am Mittwoch ein geruhsames Frühstück zu zweit im Cockpit, bei dem wir nochmals den herrlichen Ausblick genießen können. Da wir kein Auto mehr haben (steht ja in Kiel) und auch zu faul sind, ein Klapprad vom Boot auf den Steg zu hieven, erübrigt sich ein Besuch beim Bäcker und es gibt Aufbackbrötchen. Sich loszureißen ist schwer und so steht als Uhrzeit für "Leinen los" 12:55 im Logbuch.

Das Auslaufen gestaltet sich schwierig - die ersten Herbststürme waren ja während unserer Abwesenheit schon über die Geltinger Bucht hinweggezogen und hatten einigen Sand in den Hafen geschwemmt - wir stecken erst mal mit dem Kiel im Schlick fest. (Fast) Vollgas zurück, ein paar Meter weiter rechts nochmal versucht und mit ordentlich Gas pflügen wir uns frei.

Draußen sind - freudige Überraschung - tatsächlich so rund 2-3 bft aus südlichen Richtungen, sodass wir gegen 13:20 beginnen, die Segel zu setzen - natürlich Vollzeug.

Der Wind frischt noch etwas auf und es schließt sich ein traumhaft schöner Segeltag an, der um so schöner ist, weil wir gar nicht damit gerechnet haben.

Gegen 17:45 bergen wir die Segel und lassen gegen 18:20 etwas südlich von Olpenitz auf ca. 8 m Wassertiefe den Anker fallen.

Erneut sind wir froh, für den Sommer in Wackerballig untergekommen zu sein. Wir hatten nämlich auch in Olpenitz angefragt und eine Absage kassiert. Die Baukräne und Hotelburgen, die wir jetzt sehen, wären für den Sommer wirklich keine schöne Umgebung gewesen.

Donnerstag = Ruhetag

Spinnenfäden im Rigg

Am Donnerstagmorgen ist sonniges Wetter mit absolutem Ententeich. Da unser Krantermin erst am Samstag ist und wir nur noch ca. 20 Seemeilen zu segeln haben, sind wir uns schnell einig, heute hier liegen zu bleiben und den Tag über einfach auszuspannen.

Gegen Abend fährt ein Fischerboot vorbei. Hektisches Winken von Thomas, und der Fischer hält tatsächlich auf uns zu und kommt in Rufweite. Leider hat er noch keinen Fisch, aber ob wir morgen früh noch da wären? Wir bejahen und er verspricht uns, wiederzukommen. So gibt es heute Abend Spaghetti Aglio, Olio e Pepperoncino, eins unserer Lieblingsgerichte.

Als wir kurz nach Sonnenuntergang nochmals an Deck nach dem Rechten sehen, gibt es ein Naturschauspiel zu bewundern: Das ganze Rigg ist voll mit feinsten, horizontal im Wind wehenden Spinnenfäden - Spinnenflug. Am nächsten Morgen sind die Fäden verschwunden.

Die letzte Segeletappe

Am Freitagmorgen stehen dichte Nebelschwaden über dem Ufer. Leider wird es - entgegen der Vorhersage - nicht wirklich sonnig, nachdem sie sich aufgelöst haben und es weht ein recht kühler Wind.

Nebelschwaden

Wir frühstücken trotzdem im Cockpit. Der Fischer lässt auf sich warten, aber als wir so gegen 9 Uhr schon fast die Hoffnung aufgegeben haben, kommt er doch noch. Einen ganzen Eimer Scholle hat er für uns, da wir aber nur zu zweit sind, müssen wir ihn ein wenig bremsen. Wir nehmen dann 3 Schollen, von denen eine wirklich riesig ist - insgesamt 1,8 kg, für die er ganze 8 Euro haben will. Wir geben ihm 10.

Nachdem die Schollen im Kühlschrank verstaut sind, lichten wir den Anker und nehmen die ca. 20 sm Richtung Kiel in Angriff. Der Wind weht aus südöstlichen Richtungen, sodass der eine oder andere Kreuzschlag ansteht. Zwischenzeitlich flaut er ab, nimmt dann aber wieder zu und wir können die ganze Strecke segeln.

Vor Schilksee bergen wir das letze Mal in diesem Jahr die Segel und fahren die letzen 3 Meilen unter Motor, bis wir gegen 17:30 in Stickenhörn fest sind - in einer Box, die sogar für unser Boot viel zu lang ist.

Am Abend gibt es die Scholle. Sie zergeht auf der Zunge, als wäre es Steinbutt. Pappsatt fallen wir in die Koje.

Schleusen und Auskranen

Sonnenaufgang vor der Schleuse in Kiel

Unser Krantermin ist um 9 und da wir natürlich pünktlich sein wollen, klingelt bereits um 05:30 der Wecker - für Daniela, die gerne lange schläft, ein Albtraum.

Thomas kocht Kaffee und so schafft Daniela es dann irgendwann auch, sich aus der Koje zu quälen.

Noch bei Dunkelheit laufen wir aus und erscheinen so gegen 07:15 vor der Schleuse, wo wir natürlich Kanal 12 abhören. Die Nachrichten sind nicht so gut - auf dem Kanal ist Nebel und die Sportboote dürfen nicht einfahren. Thomas sagt dem Schleusenwärter über Funk, dass wir nur zur Dick Werft wollen (die kann man schon fast sehen und es ist kein Nebel dazwischen), aber er bescheidet uns abschlägig - er "könne das nicht separieren".

So drücken wir uns bei einem phantastischen Sonnenaufgang 2 Stunden vor der Schleuse herum, in einem stetig anwachsenden Feld von anderen Booten, bis wir dann gegen 09:15 endlich 'rein dürfen.

Das Schleusen selbst geht ruck-zuck und um 09:45 sind wir fest am Steg.

Die Werftmannschaft ist unglaublich professionell und geht sehr arbeitsteilig vor, sodass die Kurs270 bereits 2 Stunden später komplett abgeriggt auf dem Bock steht und das Unterwasserschiff mit dem Hochdruckreiniger bearbeitet wird. Die Antifouling hat gut funktioniert, wir haben kaum Bewuchs. Nur in den Borddurchlässen sitzen die Seepocken. Da müssen wir im nächsten Jahr drauf achten, dass die so weit es irgend geht auch von innen mit Antifouling bearbeitet werden.

Thomas