<<< Woche 2 <<<

7.8.2022 - 28.08.2022 Ostsee rund Sjælland und Fyn - Woche 3    Karte

Eigentlich sollte es diese 3. Törnwoche gar nicht geben. Aber schon zu Beginn der 2. Woche wurde klar, dass es mit der Umrundung von Sjælland doch arg knapp geworden wäre, wenn wir schon am 21.08. wieder hätten in Wackerballig sein wollen. Da Daniela sowieso seit 2 Jahren von zu Hause bzw. vom Boot aus arbeitet und auch Thomas keine Termine hatte, die physische Anwesenheit erfordern, haben wir uns spontan entschlossen, den Törn um eine Woche zu verlängern und von Bord aus zu arbeiten.

Sonntag, 21.8.2022 - Korshavn - Flaskebugt / Velby Fed mit Karacho

Gegen 10:45 lichten wir vor Korshavn den Anker und setzen kurz danach die Segel. Der Wind bläst frisch aus WSW und wir gehen direkt ins 2. Reff.

Rund eine Stunde später lässt er - wie vorhergesagt - nach und wir reffen aus.

Eine weitere Stunde später nimmt er wieder zu und wir gehen bei 5-6 bft. erneut ins 2. Reff. Laut Windy sollen es nach wie vor max. 3 bft sein. Zunächst kommen wir so trotz der Kreuzerei bei 8 Knoten Fahrt gut voran. Je näher wir aber unserem geplanten Ziel kommen, desto biestiger wird es und gegen 16:00 Uhr bergen wir die Fock und nehmen das Groß ins 3. Reff. Bei 35-40 kn Wind laufen wir selbst mit dieser minimal-Besegelung noch 5 Knoten. Positiv ist, dass die Kurs270 sich auch in dieser Konfiguration gut steuern lässt und annehmbar Höhe läuft.

Flaskebugt

Wer bei der ganzen Sache so richtig Spaß hat, ist unser Sharky (Windgenerator). Er röhrt wie ein Flugzeugmotor und wenn wir nicht wüssten, dass er bis 64 Knoten Wind getestet ist, würden wir in Deckung gehen. Als wir uns abends die Meßdaten ansehen, zeigt sich, dass er in der Spitze über 400 Watt in die Batterie eingespeist hat. Damit wäre die Nennleistung aus der Werbung erreicht.

Leider haben wir von der Krawall-Stunde keine Fotos - wir waren anderweitig beschäftigt...

Gegen 17:30 lassen wir in der Flaske Bugt den Anker fallen. Der Wind ist unter Land zwar deutlich schwächer, aber immer noch mehr als die 12 Knoten, die Windy mit stoischer Ruhe für den ganzen Tag gemeldet hat.

Später schläft der Wind dann ganz ein und so gibt es noch ein Foto von der ruhigen Ankerbucht.

Montag, 22.8.2022 - Boat-Office

Heute ist Bürotag vor Anker. Was wäre das früher für ein Aufriss gewesen. Heute dank Mobilfunk-Tarif mit 80 GB EU-Roaming-Daten inklusive kein Problem mehr.

Dienstag, 23.8.2022 - Boat-Office und Koldingfjord

Auch heute ist Arbeiten angesagt, der Urlaub ist ja schließlich vorbei. Wir haben beide für den heutigen Tag einige Telcos eingeplant. Wenn wir beide telefonieren, kommt im Salon richtiges Büro-Feelig auf.

Sicherungsring

Um 15 Uhr sind wir mit allem durch und lichten den Anker. Beim Segelsetzen kurz darauf gibt es eine Schrecksekunde: Den vordersten Zipfel unseres Segelkleids haken wir immer mit einem Gummistropp am Sicherungsring des Bolzens, der das Kopfbrett mit dem Mastrutscher verbindet, ein.

Heute haben wir vergessen, den Stropp auszuhaken. Das Segel ist schon ganz oben, als es Thomas siedendheiß einfällt. Da der Haken des Stropps unbeschädigt ist, muss sich also der Ring aufgebogen haben. Wir bergen eilig das Segel und tatsächlich, der Ring ist weg. Der Bolzen allerdings ist noch an Ort und Stelle. Glücklicherweise liegt noch ein Reservering im Kartentisch, der schnell eingebaut ist. Also wieder hoch mit dem Segel und los gehts. Den aufgebogenen Ring finden wir später an Deck.

So langsam sollten wir uns vielleicht doch eine Checkliste machen...

Rennen vor Den nye Lillebæltsbro

Bei wechselnden Winden segeln wir Richtung Middelfart. Durch den kleinen Belt läuft ein Strom von ca. 2 kn gegenan. Vor der neuen Brücke (Den nye Lillebæltsbro) liefern wir uns ein spannendes Rennen mit einer anderen deutschen Yacht. Wir merken schnell, dass sie versierte Segler sind, die wissen, wann sie ausweichen müssen und so können wir es auch mal auf etwas engere Situationen ankommen lassen. Letztlich lassen wir ihnen den Vortritt, zumal uns in der Durchfahrt auch noch ein Tri entgegen kommt.

Der Wind wird immer weniger und kurz nachdem wir die alte Brücke (Den gamle Lillebæltsbro) passiert haben (mitten in der Durchfahrt treibt ein kleines Motorboot mit einem Paar, das sich in der Sonne aalt), kommen wir - trotz knapp 2 kn Fahrt durchs Wasser - gar nicht mehr voran. Also Motor an und Segel bergen.

Zunächst versuchen wir, vor der kleinen Insel Fænø Kalv zu ankern, allerdings haben die Kartentiefen nicht viel mit der Realität zu tun, zudem ist die Strömung recht heftig. Daher brechen wir ab und finden einen schönen Ankerplatz am Eingang des Koldingfjords. Gegen 18:50 fällt der Anker. Thomas arbeitet noch ein wenig, dann zaubern wir etwas aus dem, was der Kühlschrank noch so hergibt.

Mittwoch, 24.8.2022 - Koldingfjord - Assens

Nachdem wir den Vormittag mit Boat-Office verbracht haben, lichten wir gegen 13:00 Uhr den Anker.

Wenig später setzen wir Segel, zunächst mit dem Groß im 1. Reff. Die Böen erweisen sich aber doch als zu stark, sodass wir gegen 13:45 das Groß ins 2. Reff nehmen. Wir kommen gut voran, bergen gegen 16:45 vor Assens die Segel und sind um kurz nach 5 im vorderen Teil des Hafens (die Boxen in der eigentlichen Marina sind zu klein für uns) an der Pier fest - in höchst illustrer Gesellschaft. Vor uns liegt eine Oyster, hinter uns eine Swan.

Nach dem Einchecken und Landstrom-anschließen machen wir uns direkt auf den Weg ins Städtchen, um einzukaufen. Der Inhaber eines Lädchens mit sehr, sehr ansprechendem Obst in den Auslagen entpuppt sich als Türke, der uns erzählt, dass er ca. 1x monatlch nach Hamburg fährt, um Ware für seinen Laden einzukaufen. Scheint so, als wäre es in Dänemark nicht anders als bei uns: Wenn man gutes Obst kaufen will, ist man beim Türken einfach am besten aufgehoben.

Vorspeise im Roulv in Assens

Die Preise sind allerdings ebenfalls lecker, auch der Wechselkurs (wir müssen in Euro bezahlen, da in diesem Laden keine Kartenzahlung möglich ist - in Dänemark eine Seltenheit), aber die Qualität tröstet uns darüber hinweg. Leckeres Obst zum Frühstück hat bei uns einen hohen Stellenwert.

Thomas arbeitet noch etwas, danach gönnen wir uns eine warme Dusche im (unisex-) Waschraum des Hafens.

Anschließend folgt das Highlight des Abends: Essen im "Restaurant Roulv" (bzw auf dessen Terrasse) - ein absoluter Hochgenuss. Thomas gönnt sich ein 4-gängiges Menü, Daniela ordert nur ein Hauptgericht. Die Vorspeise, das Dessert und den Käsegang des Menüs teilen wir uns. Das Essen (Shrimps zur Vorspeise, Kalbsmedaillons bzw. Plattfisch zum Hauptgang, Mousse zum Dessert und eine leckere Käseplatte mit köstlichen Chutneys) ist nicht nur äußerst wohlschmeckend, sondern auch optisch perfekt angerichtet und das alles zu absolut akzeptablen Preisen.

Da wir von der Terrasse den Hafen überblicken können, bekommen wir noch ein seglerisches Schauspiel geboten: Eine Yachtregatta, die im Hafen startet und endet. Ganz schön eng geht es da unter Segeln zu, aber die Teilnehmer haben es im Griff und es gibt keine Kollisionen

Donnerstag, 25.8.2022 - Assens - Sandvig Bucht

Daniela am Ruder

Thomas ist schon früh aufgestanden und hat beim Bäcker Brötchen, ein leckeres Schwarzbrot und 2 hochkalorisch-sündhafte Schoko-gefüllte Teilchen geholt.

Leider werden im bzw. unmittelbar am Hafen Straßenbauarbeiten durchgeführt und es riecht unangenehm nach einer Mischung aus aus Diesel und Asphalt. Daher beschließen wir, unseren Liegeplatz mehr oder weniger fluchtartig zu verlassen und am Anker zu frühstücken.

Also werfen wir um kurz nach 9 die Leinen los und dampfen um die Ecke in die Bucht ca. 1 Meile südlich, wo wir ankern, frühstücken und - arbeiten...

Gegen 16 Uhr lichten wir den Anker und es geht im 2. Reff in Rauschefahrt mit mehr oder weniger offenem Amwindkurs Richtung Alsfjord. Gegen 18 Uhr hat der Wind abgenommen und wir sind uns einig: "Da kommt nichts mehr" - also wird ausgerefft. Doch weit gefehlt! Kaum sind wir um die Ecke, geht es wieder los und wir reffen erneut, wobei wir uns während des Reffmanövers noch zwischen 2 entgegenkommenden Booten durchzwängen müssen.

Es folgt noch eine gute Stunde Kreuz, dann bergen wir die Segel und erreichen gegen 20:40 mit dem letzen Rest Tageslicht unseren Ankerplatz in der Sandvig-Bucht.

Freitag, 26.8.2022 - Sandvig Bucht

Nach einem langen Boat-Office-Tag genießen wir ein Bad bei gut 20° Wassertemperatur. Anschließend etwas Brainstorming: Wo bringen wir den für die SeeBG-Abnahme vorgeschriebenen 6kg-Feuerlöscher "in der Nähe der Kochstelle" unter? Nach viel Rätselraten kommt uns die zündende Idee: Im Salontisch ist unter dem Flaschenstore noch toter Raum, der sich durch eine seitliche Klappe erschließen ließe. Platz genug, um einen Feuerlöscher quer zu lagern. Wenn die Klappe nur mit Magnetschnäppern befestigt wird, problemlos zugänglich (natürlich müssen da Feuerlöscher-Schildchen drauf) und mit ca. 2m Abstand zum Herd hoffentlich noch "in der Nähe der Kochstelle".

Samstag, 27.8.2022 - Sandvig Bucht - Sonderburg - Kaegnes

Klappbrücke in Sonderburg

Laut Wetterbericht soll es heute eigentlich mehr oder weniger den ganzen Tag regnen. Tut es aber nicht, und wir sind auch gar nicht traurig darum.

Wir frühstücken sehr gemütlich und lichten um 12:40 endlich den Anker. Da erstens kaum Wind ist und wir zweitens beide keine Freunde von Segel-Experimenten in engen Fahrwassern mit viel Verkehr sind, motoren wir die ca. 6 Meilen bis Sonderburg und weiter bis zum Ankerplatz nordwestlich von Kaegnes.

Es regnet den ganzen Tag keinen Tropfen, wir haben sogar ein paar Stunden strahlenden Sonnenschein. Nie haben wir uns über einen fehlerhaften Wetterbericht mehr gefreut.

Sonntag, 28.8.2022 - Kaegnes - Wackerballig

Blick über den Hafen von Wackerballig

Da ist er nun, der unweigerlich letzte Tag unseres Törns. Wir beginnen ihn mit einem leckeren Frühstück am Anker und profitieren dabei ein weiteres Mal von dem Türken, der uns in Assens mit erstklassigem Obst versorgt hat.

Gegen 13 Uhr lichten wir den Anker, setzen Vollzeug und es geht in flotter Fahrt Richtung Wackerballig. Kurz vor 3 sind wir an unserem Liegeplatz fest.

Eigentlich wollen wir am Abend den Törn noch mit einem lauschigen Essen in der umliegenden Gastronomie ausklingen lassen. Leider bekommen wir dort nichts mehr, sodass wir uns entschließen, an Bord die Reste zu vertilgen. Eine Gulaschsuppe im Plastikschlauch, die wir vor Törnbeginn bei Edeka gekauft haben, verlängert mit dem Rest der ...Ratatouille? von gestern mundet uns ganz ausgezeichnet, dazu gibt es den letzten Rest des "Chateau noeuf du Pappe" (Man beachte das doppelte "p", Stauraum-geplagte Segler werden wissen, was gemeint ist)...