6.7.2023-... 2023 Ostsee Richtung Oslo - 2. Woche     Karte

Donnerstag, 13.7.2023 - Hafentag in Ballen

Regenbogen über Ballen

Morgens klingelt bei Thomas das Telefon und es deutet sich an, dass er den Tag wohl mit Arbeit verbringen wird. Auch Daniela hat schon um halb 9 eine Telco.

Nachdem wir beobachtet haben, wie ein ziemlich großes blaues Segelboot den Hafen verlässt, rufen wir um kurz vor 10 den Hafenmeister an und fragen, ob er Platz für uns hat. Und richtig, der Platz, auf dem die blaue Yacht gelegen hat, ist frei für uns.

Wir lichten also den Anker und liegen kurze Zeit später in Ballen an der Pier.

Nachdem wir fest sind, die Hafengebühren bezahlt, alles aufgeklart und einen kleinen Spaziergang gemacht haben, wuppen wir eins der Fahrräder an Land und Daniela macht sich auf, die Insel zu erkunden, während Thomas sich an den PC setzt.

An der Fischbude im Hafen kaufen wir uns später sehr leckere Fischfrikadellen - eindeutig zu empfehlen und nicht mit dem zu vergleichen, was man bei uns abgepackt bekommt.

Zwischenzeitlich schüttet es wie aus Eimern und auch Daniela kommt nicht trocken von ihrer Fahrradtour zurück, aber wir werden mit einem tollen Regenbogen entschädigt.

Freitag, 14.7.2023 - Ballen - Grenaa

Schwalbe am Achterstag

Eigentlich wollten wir ja auf dem Weg nach Norden auf Anholt Station machen und so wäre das jetzt an sich unser Ziel für heute. Da aber für die nächsten Tage starker Wind aus wechselnden Richtungen angesagt und der Hafen von Anholt, wie man auf der Webcam sehen kann, rappelvoll ist, ist uns das zu unsicher. Ankern vor bzw. um Anholt ist nicht bei jeder Windrichtung möglich, wir brauchen also einen Plan B.

Der lautet, sich an der dänischen Ostküste bis Skagen hochzuhangeln, dort ein günstiges Wetterfenster für die Überquerung des Skagerraks abzuwarten und dann weiter die schwedische Westküste hochzusegeln.

Wir werfen also um 10:45 mit Ziel Grenaa die Leinen los. Vorher haben wir uns mit einem Anruf beim Hafenmeister versichert, dass wir den Hafen mit unserem Tiefgang auch anlaufen können und dort auch Platz ist. Bei mäßigen Winden und Raumschots- bis Vorwindkursen machen wir meist so zwischen 5 und 6, manchmal auch 7 Knoten Fahrt. Wir genießen einen ruhigen Segeltag.

Gegen 16 Uhr sehen wir eine sichtlich erschöpfte Schwalbe ums Boot flattern. Nach mehreren vergeblichen Anflugversuchen schafft sie es schließlich, sich am Achterstag festzukrallen und bleibt da so ungefähr eine viertel Stunde sitzen, bevor sie deutlich erholt weiterfliegt. Wir hoffen, sie hat es bis an Land oder wenigstens bis zum nächsten Schiff geschafft.

Als wir gegen 18:30 den Hafen von Grenaa erreichen, ist da so viel Platz nun auch wieder nicht. Die Boxen, in die wir 'reinpassen würden, sind alle belegt und am Steg für größere Yachten müssen wir auch schon in die 2. Reihe. Das Anlegen ist ein wenig mühsam, da uns der Wind immer wieder weg drückt, aber mit tatkräftiger Hilfe der netten Besatzung der "GOODTIMES" haben wir bald die Leinen fest.

Später kommt noch eine Bavaria 42 Vision herein und bleibt beim Versuch, in eine freie Box zu fahren, stecken - zu breit. Wir helfen ihnen, in der letzten freien Lücke in der 2. Reihe anzulegen.

Die Besatzung der GOODTIMES lädt uns auf ein Glas Wein ein und versorgt uns mit wertvollen Tips zu den Häfen in Oslo.

Samstag, 15.7.2023 - Montag, 18.07. Hafentage in Grenaa

Haus in Grenaa mit Schildern

Am Samstagmorgen hat der Wind deutlich zugelegt und bläst mit 6-7 bft aus Südost. Vor Grenaa hat sich eine ordentliche See aufgebaut, die Gischt schwappt immer wieder über die Mole, an der wir liegen und man muss beim Weg über den Steg aufpassen, nicht unfreiwillig geduscht zu werden.

Da fällt uns der Entschluss, heute hier zu bleiben, nicht schwer.

Gegen Mittag machen wir uns auf Richtung Zentrum, es soll kostenlose Busse geben. Natürlich fährt uns der Bus vor der Nase weg und der nächste soll erst anderthalb Stunden später kommen. Also laufen wir die 3 km bis ins Zentrum.

Dort angekommen kaufen wir ein paar dringend benötigte Klamotten (vor allem Shorts, die hatten wir nicht in ausreichender Menge dabei, da wir im Mai eigentlich noch nicht damit gerechnet hatten, schon für den Sommer auf dem Boot zu bleiben).

Haus in Grenaa mit Schildern

Auf dem Rückweg füllen wir bei Lidl (ja, gibt es auch in Dänemark) unsere Vorräte ein wenig auf, im Vertrauen darauf, mit dem Bus zurückfahren zu können. Aber leider kommt er nicht, sodass wir die ganzen Einkäufe in Rucksäcken und Tüten an Bord schleppen müssen.

In Grenaa gibt es heute ein Musikfestival, sodass die Stadt mit Horden von mehr oder minder angetrunkenen Teenagern gefüllt ist. Die Musik hört man im Hafen teils ziemlich laut.

Den Abend verbringen wir mit den Nachbarn, erst auf dem einen, dann auf dem anderen Boot und unterhalten uns angeregt bis Mitternacht.

Auch der Sonntag bietet kein Wetter, das uns zum Auslaufen animieren würde und wir beschließen, einen weiteren Tag hier zu bleiben. Wir leisten Steffi und Marc von der "Antharia" ein wenig technische Unterstützung. Am Nachmittag besuchen wir das "Kattegat Center", ein gut gemachtes Aquarium, in dem man viel über die lokale, aber auch weltweite Wasserflora und -fauna erfahren kann.

Der Hai ist übrigens echt, man kann in einem gläsernen Tunnel unter dem Becken durchgehen und die Haie (und andere Fische) von unten beobachten.

Der Montag (regnerisch) ist der Arbeit gewidmet.

Dienstag, 18.7.2023 - Grenaa - Frederikshavn

Nach einem ausgiebigen Frühstück verabschieden wir uns von unseren Nachbarn und werfen um 10:40 die Leinen los. Der Plan ist, ca. 30 sm Richtung Norden zu segeln und uns dann irgendwo vor der Küste einen Ankerplatz zu suchen, was bei dem beständigen Westwind kein Problem sein sollte. Kurze Zeit später setzen wir bei 4-5 bft. Segel (Groß im 1. Reff, Fock 10%). Der Wind, der zunächst aus NNW weht, dreht bald auf NW - WNW und frischt deutlich auf, sodass unser Kurs von rund 350° zum Anlieger wird.

Wir laufen die meiste Zeit um die 9 kn und beschließen, bis Frederikshavn durchzusegeln, zumal man dort relativ dicht vor der Küste ankern kann und so besser geschützt ist. Der Anker fällt gegen 19 Uhr.

Mittwoch, 19.7.2023 - Frederikshavn - Skagen

Um 11:20 lichten wir den Anker und machen uns auf den Weg nach Skagen. Die Wettervorhersage hat Westwind bis 7 bft angekündigt und so nehmen wir das Groß vorsorglich ins 3. Reff.

Auch heute ist der Kurs wieder ein Anlieger und wir kommen gut voran. Vor Skagen liegt eine Menge großer Schiffe vor Anker, und natürlich frischt der Wind nochmals kräftig auf, als wir uns durch das Ankerfeld schlängeln.

Gegen 15 Uhr passieren wir die Hafeneinfahrt. Der Wind weht im Hafen teils mit deutlich über 20 kt. In der Marina wird das praktiziert, was wir aus dem Mittelmeer kennen, aber hier in der Ostsee mit der Kurs270 noch nie geprobt haben: Anlegen mit dem Heck und vor Buganker, und das ganze bei über 20 Knoten Seitenwind. Ein kurzer Test im Hafenbecken zeigt, dass sich die Bremse unserer Ankerwinsch nicht lösten lässt. Wie gesagt, wir haben das noch nie gebraucht, beim freien Ankern fieren wir den Anker elektrisch ab.

Das geht hier natürlich nicht und so setzen wir unsere Suche fort. Wir gehen an einem Traditionsschiff längsseits, das aber schon um 16 Uhr auslaufen will. Beim Anlegemanöver gibt plötzlich unser Bugstrahlruder den Geist auf. Als Thomas sich auf Fehlersuche macht und das Schapp im Bug öffnet, das die Batterien beherbergt, riecht es plötzlich heftig nach faulen Eiern. Kurzes "handauflegen" zeigt, dass eine der Bugbatterien deutlich warm ist und vermutlich gerade ihr Leben ausgehaucht hat.

Als der Traditionssegler ausläuft, ist der Hafenmeister da und wir berichten ihm von unseren technischen Problemen. Er gestattet uns, den Platz an der Pier des Traditionsseglers zu nehmen, allerdings unter dem Vorbehalt, ihn freimachen zu müssen, wenn noch ein großer Segler kommt...

Gegen 16:30 liegen wir wieder sicher an der Pier, klemmen die Bugbatterien ab und prüfen sie einzeln. Der erste Verdacht bestätigt sich, eine der Bugbatterien (die ja für den 24V-Bugstrahler in Reihe geschaltet sind), geht schon bei geringer Belastung sofort in die Knie - sie ist also hin.

Alle Batterien auf der Kurs270 sind bzgl. Typ, Kapazität und Baujahr gleich und da wir ja mittlerweile über einen Hydrogenerator verfügen, der beim Segeln unsere Batterien lädt, entschließen wir uns, eine Batterie aus der Verbraucherbank zu "opfern". Nachdem wir sie nach vorne geschleppt und angeklemmt haben, funktioniert der Bugstrahler wieder.

Nach all diesen Aktionen ist es nun natürlich zu spät, um noch einen Ausflug an die Nordspitze zu unternehmen und uns das Aufeinandertreffen von Nord- und Ostsee anzusehen. Wir verschieben es also auf morgen. Ansonsten ist Skagen aus unserer Sicht eine Enttäuschung. Ein lauter Partyhafen mit viel Schickmicki-Publikum und entsprechend teuren, lauten, überfüllten Lokalen in Hafennähe. Als wir eines davon betreten, sagt man uns, die Küche sei überlastet und wir könnten jetzt hier nichts zu essen bekommen.

Also gehen wir in den Supermarkt, kaufen uns eine riesengroße Ringelbratwurst und ein paar weitere Vorräte und kochen an Bord.

Donnerstag, 20.7.2023 - Skagen - Skåtøy

Was sich gestern schon andeutete, wird beim (früh-)morgendlichen Windy-Studium zur Gewissheit: Ein Wetterfenster für die Überquerung des Skagerraks gibt es heute - danach erst wieder am Samstag oder Sonntag, dann aber wahrscheinlich mit viel Regen. Morgen ist zu viel Wind.

Skagerrak

Mit dem Skipper der Holzketsch, die bei uns längsseits liegt, haben wir gestern schon besprochen, dass wir heute um 9 evtl. auslaufen wollen. Wir beschließen also, das in die Tat umzusetzen und unseren Strandbesuch auf unbestimmte Zeit zu verschieben. Nach dem Frühstück erwischen wir so gerade noch unsere Nachbarn, die auf dem Weg zu Dusche sind. Sie leihen sich einen Föhn von uns und versprechen, bis 9 zurück zu sein.

Um kurz nach 9 werfen wir die Leinen los. Fender und Leinen verstauen, Hydrogenerator aktivieren und so weiter erledigen wir im großzügig bemessenen Vorhafen.

Anschließend geht es bei WSW-lichem Wind mit Groß im 3. Reff und Schmetterling Richtung Nordspitze. Der Wind dreht auf WNW und nach Runden der Kardinaltonne segeln wir hoch am Wind aufs Skagerrak.

Zunächst sieht es so aus, als ob wir direkt auf den Oslofjord zusteuern (müssen) - eigentlich wollten wir deutlich weiter südwestlich landen. Aber im Laufe des Vormittags dreht der Wind wieder zurück auf WSW und wir können unseren Plan realsieren. Die Windstärke schwankt zwischen 18 und 28 kn, wir lassen das Groß die ganze Zeit im 3. Reff und reffen die Fock nach Bedarf ein und aus. Video externer Link

Je weiter wir kommen, desto mehr nimmt der Seegang zu. Gut 3 Meter sind es am späten Nachmittag - das Skagerrak macht seinem Ruf trotz des moderaten Wetters alle Ehre. Die Kurs270 schlägt sich wacker und auch der Autopilot steuert das erstaunlich gut aus. Unserem Hydrogenerator sei Dank können wir es uns trotz der alten Batterien energetisch leisten, ihn die Arbeit am Steuer machen zu lassen.

Die norwegische Küste

Gegen 19:30 lässt der Wind plötzlich schlagartig deutlich nach und wir reffen auch das Groß - in der Hoffnung, noch ein wenig gemütlich zu segeln - komplett aus. Bevor wir mit dem Ausreffen fertig sind, schläft der Wind praktisch völlig ein, sodass wir um 19:55 den Motor anwerfen und die Segel bergen. Wenigstens haben wir noch etwas für die Fitness getan.

Der heftige Schwell macht sich nun, ohne die stabilisierenden Segel, so richtig bemerkbar und wir rollen dem Ziel entgegen. Kurz vor Erreichen der Küste geht die Sonne unter und wir tuckern - GPS und Navionics sei Dank - durch die Schären zu dem Ankerplatz, den wir uns ausgesucht haben.

Dort angekommen werfen wir auf 17 m Wassertiefe den Anker. Eigentlich zu tief für die 50 m Kette, die wir derzeit einsatzbereit haben, aber es ist völlig windstill und wird laut Vorhersage auch für die Nacht so bleiben. Also stecken wir alles an Kette, was wir haben, verzichten abweichend von unseren sonst ehernen Grundsätzen auf's Einfahren und vertrauen auf die Anker-App.

Die Tomaten mit Mozarella und der Rest der Spaghetti Aglio-Olio-Pepperoncino-Gamberetti von vorgestern schmecken uns - begleitet von einem Aperol - hervorragend. Erschöpft aber glücklich fallen wir in die Koje.

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